[dunkelbunt]

20.04.2007
"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen", sagte mal ein bekannter Filmheld, "man weiß nie, was man kriegt." Mit einer Schachtel Pralinen könnte man auch das Debütalbum von [dunkelbunt] vergleichen. Jedes Stück ist eine musikalische Köstlichkeit und eine Überraschung: eine Füllung aus Balkan-Blechbläsern gemischt mit feinsten Breakbeat Rhythmus, ein Extrakt aus Gypsy-Gitarre und Swing, mit geschmeidigen Bossaklängen überzogen oder ein Konfekt aus Klezmer-Streichern garniert mit dubbigen Beats. Bei [dunkelbunt] weiß man wirklich nicht, was einen beim nächsten Track erwartet.

Hinter dem Namen [dunkelbunt] steckt der in Wien lebender Exilhanseat, Multiinstrumentalist, DJ und Produzent Ulf Lindeman. Mit erst 27 Jahren hat er eine lange musikalische Laufbahn hinter sich: bereits als Jugendlicher begann er elektronische und HipHop Musik zu produzieren, studierte Jazzpiano, organisierte musikalische Live-Performances und versuchte sich erfolgreich als DJ.

Ob Klassik, Freejazz, HipHop, Jungle oder Breakbeat - kaum eine Musikstil war vor dem jungen Multitalent sicher. Mit 21 verlegte er seinen Wohnort von Hamburg nach Wien - wegen dem guten Wetter, den Bergen, dem typischen weltoffenen Charakter und Wiens lebendiger Elektronikszene. Doch in dem Umfeld seiner großen musikalischen Vorbilder, den erfolgreichen Breakbeatproduzenten Kruder und Dorfmeister angekommen, verfiel [dunkelbunt] in eine künstlerische Krise - zu eintönig wurden ihm die elektronische Klangfarben, zu steril der Produktionsablauf.

Doch der Durchbruch kam schnell führte nach Osten: [dunkelbunt] lernte die musikalische Vielfalt Wies kennen, die von der traditionellen Musik des Balkans bis zum Orient reicht. Von diesem Zeitpunkt an war die musikalische Osterweiterung kaum aufzuhalten. Drei Jahre lang sammelte und komponierte dunkelbunt Melodien, knüpfte Kontakte zu Osteuropäischen Bands und Musiker und gründete sogar eine eigene Partyreihe BalkanHotStep, auf der er als DJ sein Publikum auf Reisen entführte.

"Morgenlandfahrt" ist ein Ergebnis dieser Arbeit, eine Fusion der folkloristischen instrumentalen Meloden aus Balkan, Osteuropa und Orient mit elektronischen Beats und Hip Hop-Tradition. Über 15 verschiedene internationale Künstler sind auf der CD vertreten: rasende Blechbläser der rumänischen Fanfare Ciocarlia, quakenden Klarinetten der Amsterdam Klezmer Band und melancholischer Gesang der Wiener Band Deladap! treffen auf hierzulande noch unbekannte Rapkünstler wie Raf MC, MC Killo Killo oder Selekta Bence. Eingerahmt wird das Ganze von filigranen Beats und Samples, Klavier- und Trommelspiel und von [dunkelbunts] eigens komponierten Melodien.

Dabei ist "Morgenlandfahrt" mehr als eine bloße Verschmelzung unterschiedlicher Musikgenres. Es erzählt von einer Reise von Wien nach Istanbul. Mit einem Fahrrad und Mikrofon bewaffnet, folgte [dunkelbunt] der Donau bis zur ihrer Mündung ins Schwarze Meer.
Auf seinem Weg durch sieben Balkanländer ließ er sich von den Plätzen inspirieren, an denen die unterschiedlichen Musikstile zuhause sind. Die Tonaufnahmen die der junge Globetrotter unterwegs in der Landschaft machte, integrierte er in seine Stücke. Die Begegnungen undErlebnisse dieser Reise übersetzte er in musikalische Geschichten. Geschichten, die über grüne serbische Auen, die blaue Donau, das schwarze Meer, die schokobraunen Schmetterlinge und dunklen Augen der Balkanbewohner erzählen.

[Dunkelbunt], mit Betonung auf "Bunt", macht seinem Namen alle Ehre: Jede Melodie oder Stilrichtung hat für ihn eine Farbe, wie ein Maler ergänzt er seine Stücke um farbliche Nuancen um eine harmonische Komposition zu erzielen. Nicht umsonst gilt [dunkelbunts] zweite Leidenschaft neben der Musik den Gewürzen. In seiner Küche kreiert er exklusive Aromenmischungen mit Zutaten aus aller Welt.

Riechen, schmecken, auf den Bauch hören: Kochen und Komponieren folgt für [dunkelbunt] dem gleichen Gedankengang: Welche Zutat fehlt noch, welches Aroma ist vielleicht zu stark vertreten? Im Studio, der musikalischen Küche würzt er seine Kompositionen mit Beats, verfeinert sie mit unterschiedlichen Musikinstrumenten, kontrastiert mit unerwarteten Harmonien und lässt sich dabei vom Bauch leiten.
Auf der CD "Morgenlandfahrt" serviert uns [dunkelbunt] einen Genuss für die Sinne, der zum Tanzen und zum Schwärmen verführt und Appetit auf mehr macht. Auf den nächsten Streich des musikalischen Meisterkochs und Weltenbummlers darf man gespannt sein, denn bei ihm weiß man wahrlich nie, was man kriegt.

Autor: Katja Garmasch - WDR / funkhaus europa

29.04.2007
The latest CD by dunkelbunt is Morgenlandfahrt. The group is a project of Hamburg native Ulf Lindemann, who settled in Vienna five years ago. In the Austrian capital dunkelbunt has become one of key elements in its Balkan music scene.

With the help of Gypsy and Klezmer musicians, dunkelbunt has concocted a fascinating mix of global electronica with Gypsy, Klezmer, dub and dancehall elements.

The guests on the CD are some of the finest in the region: Fanfare Ciocarlia, Amsterdam Klezmer Band, Boban Markovic, and Harri Stojka. - worldmusiccentral.org

09.05.2007
Debüt von dunkelbunt setzt sich von Pop-Einheitsbrei ab

Die Musik von dunkelbunt ist keine leichte Kost, eher etwas für jemanden, der mal etwas anderes als den alltäglichen, radiotauglichen Pop-Einheitsbrei probieren will. Manche Zutat ist etwas gewöhnungsbedürftig und diese Küche schmeckt einem sicher nicht an jedem Tag. Doch wer Lust auf etwas Exotisches hat und sich mit besonderen Klängen verwöhnen will, der bekommt mit dem Debütalbum „Morgenlandfahrt“ ein sattes 15-Gänge-Menü serviert. Eine angenehme Überraschung sind die 15 Nummern auf der Platte von dunkelbunt alias Ulf Lindemann allemal. Elektro-Musik trifft hier Balkan-Brass und Klezmer, dazu gesellen sich ein bisschen Jazz und Reggae, Bossa und Trip-Hop. Diesen eigenartigen Mix nennt Szene-DJ Lindemann selbst Balkan-Dub oder Balkan-Electronics, sozusagen die europäische Ost-Erweiterung auf musikalischem Gebiet. Drei Jahre lang hat der Hamburger, den es 2001 nach Wien verschlagen hat, an seinem Debüt gearbeitet - nächste Woche erscheint es auf dem Wiener Urban-World-Label „chat chapeau“.

Der Umzug in die österreichische Metropole, in der die Kulturen verschmelzen, Balkan und Orient allgegenwärtig sind, hat die Arbeit an „Morgenlandfahrt“ entscheidend geprägt. Vielfache Kooperationen mit Wiener Musikern und Künstlern der internationalen Balkan- und Klezmer-Szene bereichern die Tracks. So entstanden mit „Asfalt Tango“ und „The Chocolate Butterfly“ beispielsweise zwei Lieder mit Aufnahmen von Fanfare Ciocarlia, jener rumänischen Zigeunerband, die eine ähnliche Entwicklung genommen hat wie die legendären Musiker des kubanischen Buena Vista Social Club und heute aus der europäischen Musikszene nicht mehr wegzudenken ist. Absolute Highlights sind aber auch die Einspielungen der Amsterdam Klezmer Band oder die grandiose Aufnahme mit Harry Stojka („The Stojka Empire“), bei der der Bass eine typische Balkan-Melodie adaptiert und dadurch dem Song einen eigenartig schönen Groove verpasst. Für willkommene Abwechslung sorgen hingegen die fast sphärischen Nummern „Lautlos“ und „Wellenreiter“, die allein durch ein deutsch-französisch-englisches Sprachgemisch überraschen.

„Morgenlandfahrt“ ist aber nicht nur eine Verschmelzung verschiedener Musikgenres. Das Album erzählt auch von einem Fahrradtrip von Wien nach Istanbul, der die Inspiration zu diesem Projekt brachte. Auf seiner Reise durch sieben Länder sammelte Lindemann nicht nur Anregungen, sondern auch Klangbilder, die mit einem kleinen Stereomikrofon aufgenommen wurden. So zeugen die Hintergrundgeräusche auf dem Album von rumänischen Pferdekutschen, bulgarischen Kindern am Schwarzen Meer oder einem Fischmarkt in Istanbul.
- Passauer Neue Presse