gameboy music club

Markant-minimale Klänge aus Game Boys und betagten Heimcomputern sind für eingeschworene Techniktüftler ebenso interessant wie für neugierige Soundforscher. Wien ist für die internationale Chip-Musik- bzw. 8-Bit-Szene ein wichtiger Knotenpunkt.

Als die Klanggenerierung mit Computer-Soundchips technisch obsolet wird, beginnt sich Ende der 1990er Jahre eine Untergrundbewegung um sie zu formieren. Der „lo-fi“-Effekt aus alten Chips wird nun Methode, die technisch-musikalische Restriktion Grundlage einer neuen Community. Bei weitem nicht jeder kann mit einem verstaubten Commodore-Computer ein eigenständiges Musikstück zaubern. Aber die, die es können, wissen über ihre handwerklichen Errungenschaften Bescheid. Fast alle anderen halten sich die Ohren zu – die harschen Klänge sind zu penetrant für ihre üblichen Hörgewohnheiten.

„Willst du mitmachen?“

Wolfgang Kopper und Herbert Weixelbaum beginnen sich Anfang der 2000er Jahre für Chipmusik zu interessieren. Weixelbaum, vielseitig ausgebildeter Musiker und Musiklehrender, hat den Game Boy als neuartiges Klanginstrument entdeckt, wohingegen Kopper, Popmusiker und Performer seit den frühen 1980er Jahren, mehr von den sozialen und demokratischen Aspekten begeistert ist. Jeder kann mit Hilfe der damals neuen, speziell entwickelten Musik-Software „Nanoloop“ und „Little Sound DJ“ sowie ein bisschen Interesse und Geduld Musik machen. „Die Idee war, AmateurInnen den Zugang zu geben“, so Kopper im Gespräch mit BoV. 2002 gründen die beiden den Game Boy Music Club, ein Musikverein mit wechselnden Mitgliedern. Gemeinsam werden mindestens einmal im Monat Konzerte bestritten, bei denen die MitgliederInnen nach Lust und Laune ihre neuen Stücke präsentieren können. Das Stammlokal des Clubs ist das „rhiz“ am Gürtelbogen auf der Höhe der U6-Station Josefstädter Straße.

Übung macht den Meister

Acht Jahre später führt der Game Boy Music Club sein Konzept weiter fort, gleichzeitig tritt jedoch eine zunehmende Professionalisierung langgedienter Mitglieder ein. Bereits wenige Jahre nach der Gründung des Clubs gibt es eine Abspaltung von vier Musikern, unter ihnen Herbert Weixelbaum. Die neue Formation dot.matrix widmet sich mehr dem Arrangement der Stücke und dem technisch-musikalischen Ausreizen des Geräts. Improvisation und Experiment treten in den Hintergrund, Virtuosität tritt an ihre Stelle.

Die Hingabe zählt

Taucht man etwas in die Community ein, die sich vor allem über das Web formiert und austauscht, wird bald klar, dass bei 8-Bit-Musik nicht spezifische Musikgattungen im Vordergrund stehen. Was zählt, ist die gemeinsame Übereinkunft, ausschließlich oder größtenteils mit Chip-Klängen zu arbeiten. Alte Computer-Chips, die seit über 15 Jahren keinen kommerziellen Wert mehr haben, als Instrumente der Jetztzeit zu benutzen, hebt sich im Zeitalter von unbegrenztem Speicherplatz und umfangreichen Software-Paketen wohltuend vom gängigen Trend ab. Chip-Musik, das ist “low tech music for high tech people”.
- Falter Best of Vienna