Joachim Kühn & Majid Bekkas
Gig Seeker Pro

Joachim Kühn & Majid Bekkas

| INDIE

| INDIE
Band Jazz

Calendar

This band has not uploaded any videos
This band has not uploaded any videos

Music

Press


This band has no press

Discography

ACT 9456-2 Kalimba - Joachim Kühn & Majid Bekkas
ACT 9750-2 Allegro Vivace - Joachim Kühn piano solo
ACT 9804-2 Europeana - Joachim Kün

Photos

Bio

Am Strand von Ibiza mag einem vieles durch den Kopf gehen. Gelegentlich auch Töne. Inspiriert verlässt Joachim Kühn die playa, geht nachhause und setzt sich an den Flügel. Von dort ruft er Majid Bekkas an, der am Flughafen in Casablanca auf sein Gepäck wartet, und spielt ihm das Stück vor. „Dafür brauchen wir einen Text! Das musst Du singen!“ Das Handy noch am Ohr, kommen Bekkas erste Ideen. Das Album eröffnet mit jener Telefon-Komposition: A Life Experience. Auf die Frage Where do you come from? antwortet er singend I’m a citizen of this world! Das sind alle Drei: Weltbürger und Freigeister. Kompromisslos und offen. Das, was der Duden unter dem Stichwort kühn auflistet: „wagemutig“, „eigenwillig“, „vom Üblichen abweichend“.

Die Baleareninsel Ibiza – nach Leipzig, Paris, Los Angeles, New York und Hamburg Kühns heutiges Domizil - kommt geographisch einem gedachten Bindeglied gleich: zwischen Europa und Afrika, eine abgesprengte Fortsetzung des andalusischen Felsengebirges. Bei allen nahe- und ferner liegenden Banden – selbst in diesen Zeiten, da für Kosmopoliten nichts unmöglich scheint und das musikalische Brückenschlagen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, stellt das Zusammenspiel mit Bekkas und Lopez für den primus inter pares immer noch eine höchst außergewöhnliche Kombination dar: “Ein Marokkaner zwischen einem Spanier und einem Ostdeutschen - that’s far out!”

Begegnungen sind eine Triebfeder des kreativen Menschen. Joachim Kühn hat sie immer gesucht – und gefunden. Die Früchte der jüngsten Bekanntschaften werden im Studio Zerkall dokumentiert, Schauplatz so mancher Begegnung. Ein Haus im Wald, am Rande des Nationalparks Eifel, in dem die Drei drei Tage lang gemeinsam leben, lachen, essen, trinken – und spielen. Für den Pianisten ist Zerkall zum häuslichen Symbol seiner Experimentierfreude geworden – untrennbar verbunden mit dem Tonmeister/Musiker Walter Quintus, seit Jahrzehnten ein ästhetischer Gesinnungsgenosse des gebürtigen Leipzigers.

Kühn und Bekkas lernen sich 2003 kennen, auch damals in waldiger Provinz, im tiefsten Bayern auf Schloss Elmau: Schauplatz des European Jazztival, einer Veranstaltung, die schon des Öfteren zur interkulturellen Begegnungsstätte avancierte. Man wird neugierig aufeinander. Und Neugier fördert den Spieltrieb. Ein Jahr später ist es soweit: Bekkas, Künstlerischer Leiter des Festival du Jazz aux Oudayas, lädt den Pianisten nach Rabat ein - auch dies ein Forum und Podium für europäischen Jazz und interkontinentale Begegnungen. Für Dialog. Wo Politiker verhandeln und nicht selten scheitern, hören Musiker auf zu reden und spielen. So lernte Bekkas einen Louis Sclavis, Archie Shepp, Peter Brötzmann und Hamid Drake kennen und verstehen.

Jeder ist sich seiner Herkunft bewusst, gleichzeitig gewillt, sich von einengenden Konventionen zu lösen. Wenn Bekkas jene bassähnliche Laute, den Guembri spielt, befreit er ihn aus seinem traditionell pentatonischen Dasein. Und experimentiert inzwischen damit, statt der üblichen zwei Saiten vier zu verwenden. Auch Ramon Lopez (nicht zu verwechseln mit Stan Kentons gleichnamigen Perkussionisten) weiß um imaginäre und nicht-imaginäre Folkloren und um die Unendlichkeit des Raums jenseits der Traditionen. Erfahren in Flamenco und indischer Musik, hat er u.a. Tabla und Cajon in sein konventionelles Drumset integriert. Er ist Mitglied von Kühns Iberia Trio und pendelt zwischen Zeitgenössischem Jazz und frei Improvisiertem. Ein Spanier aus Alicante, der seit über zwanzig Jahren in Frankreich lebt. In Paris, wo die Klänge des Maghreb präsenter sind als in jeder anderen Stadt Europas.
Was uns da zu Ohren kommt, pulsiert und brodelt. Bisweilen so sehr, dass Kühn und Bekkas an eine unvergessliche Erfahrung erinnert werden, als sie in Marokko in einem Gefängnis auftreten und die frei gesetzte Energie auch das unfreie Auditorium erfasst. Vor allem aber atmet die Musik, jeder lässt sich und den anderen Luft, Raum zur Entfaltung.

Hier ist sie: die Musik dreier Herren, die ihre life experiences, Geschichte und Geschichten mit einbringen. Deren stories sich miteinander verweben und neue entstehen lassen. Keine aus 1001er Nacht, nein, Exotismus wird nicht befriedigt. An solchen Stellen erklingt in der Regel einer der schrecklich-schönsten Gemeinplätze: Just call it music! So butterweich und universell einsetzbar dieser bei Musikern so beliebte Satz auch ist: Was uns hier zu Ohren kommt, ist – Welt hin, world her – Jazz! Mit dem Klang herkömmlicher Piano-Trios mag dies nichts zu tun haben. Aber viel mit jener Spielkultur, die das Kollektiv und das Individuum gleichermaßen feiert. Musiker sind sich dieser gelebten Utopie bewusst. Und in unruhigen Zeiten wohl noch mehr. Kühn: „Wir zeigen, dass Menschen verschiedener Kulturen und unterschiedlichen Glaubens aufeinander zugehen. Wie immer gehen Künstler mit gutem Beispiel voran. Es gibt keine Dissonanz. Wenn, dann nur eine gewollt positive.“